Ja, schönen guten Abend. Freut mich, dass einige den Weg hierher gefunden haben. Vielen
Dank für die einleitenden Worte. Es stimmt absolut. Also Raumfahrt ist gerade sehr schick,
weil es hat ja keinen Weg an Raumfahrt vorbeigeführt in den letzten zwei Wochen,
wenn man Fernseher angemacht hat. Für uns am Lehrstuhl für Zellbiologie in der Arbeitsgruppe
Gravi-Biologie ist es unser täglich Brot. Und was wir im Moment erforschen, habe ich
Ihnen mal mitgebracht. Und zwar geht es eben um einen deutschen Kompakt-Satelliten und er heißt
Eukropis. Wenn ich so in meinem Freundeskreis erzähle, wie mein Projekt heißt, ist die erste
Reaktion immer oi was, weil das natürlich jetzt ein bisschen erklärungsbedürftig ist. Wenn man
sich diese Abkürzung anschaut, dann bedeutet die Euglena, Combined Regenerative Organic Food
Production in Space. Also wir haben einmal Euglena und dann haben wir auf der anderen Seite ein System,
das Schadstoffabbau und Nährstoffaufbau koppelt. Das beinhaltet ein Gewächshaus mit Tomaten und
da machen wir ein sogenanntes Seed-to-Seed-Experiment, ein Samen-zu-Samen-Experiment.
Und das ist in der Botanik eigentlich so die Wunschvorstellung von einem Experiment,
dass man mit einem Samen anfängt und die Pflanze wächst, blüht und trägt Früchte und produziert
wieder Samen. Weil dann hat man den ganzen Lebenszyklus der Pflanze abgebildet und man hat
halt einfach das Maximum an Informationen gesammelt. Aber das ist natürlich ein bisschen kompliziert,
weil das halt je nach Pflanze, die man verwendet, mehr oder weniger lang dauert. Wir haben einzellige
Alpen, da komme ich gleich noch drauf, das ist nämlich unser Haustier, die die Ausgleichs- und
Unterstützungsstufe in dem System darstellen. Und alles zusammen ist in einen Kompakt-Satelliten
eingebaut vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, der auch Eukropis heißt und eben zum
ersten Mal seit langer Zeit vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt komplett projektiert und
realisiert wird. So, jetzt gehen wir mal Stück für Stück durch Eukropis durch und fangen mal mit
OEU an. OEU wie Euglena Grazalis. Ich habe Ihnen hier ein Mikroskopbild mitgebracht, das sehen
Sie grüne Zellen. So auf den ersten Blick könnte man eben sagen, aha, das sind grüne Einzeller,
leben im Wasser, das ist wohl eine Alge. Stimmt auch, stimmt aber auch wieder nicht, denn Euglena
wird bei den Protisten eingeordnet, weil sie Charakteristika hat von Pflanzen, aber auch von
Tieren. Ein pflanzliches Charakteristikum ist natürlich die grüne Farbe und die Tatsache,
dass Euglena Photosynthese macht. Das sieht man ja gut. Und Euglena ist darüber hinaus in der Lage,
sich zu bewegen. Dazu haben die Zellen am vorderen Ende, das wäre immer hier dieses etwas spitzere
Ende mit diesem rötlichen Fleck, haben die Zellen eine Geisel, mit der sie sich im Wasser
bewegen können. Das muss man sich jetzt fast so ähnlich vorstellen wie ein Spermium. Nur kann
man sagen, ein Spermium hat einen Heckantrieb, da ist die Geisel hinten und schiebt das Spermium
und Euglena hat die Geisel vorne, die schraubt also die Geisel so in der Gegend rum und zieht
sich dadurch durchs Wasser. Ist aber im Prinzip eine vergleichbare Antriebstechnik. Euglena bewegt
sich nicht einfach wild in der Gegend rum, sondern Euglena macht Phototaxis. Das bedeutet, sie
orientiert sich am Licht und das heißt, wenn jetzt wenig Licht da ist, dann schwimmen die Zellen zum
Licht hin und wenn es zu viel Licht wird, also Licht hat auch negative Eigenschaften, wenn zu
viel Licht da ist, dann schwimmt Euglena vom Licht weg. Darüber hinaus kann Euglena auch Gravitaxis
machen, das heißt, sie kann sich an der Schwerkraft orientieren und das ist eigentlich schon eine
ziemlich beeindruckende Sache, weil wir reden hier über einen Zeller und damit sie sich am
Licht orientieren können und an der Schwerkraft haben sie zwei Augen im Kopf und zwei Innenohren,
die aus vielen vielen Zellen bestehen und Euglena ist eine Zelle und kann in einer Zelle trotzdem
Lichtrichtung wahrnehmen, darauf reagieren und kann die Richtung der Schwerkraft wahrnehmen. Also im
typischen Fall ist es so, wenn es dunkel ist, dann schwimmt Euglena nach oben. Man kann jetzt mal ein
bisschen vereinfacht sagen, das macht sie, weil sie in Anführungszeichen weiß, dass es dann irgendwann
hell wird und wenn sie dann nach oben schwimmt und es wird tatsächlich hell, dann stellt sie sich in
dem Bereich ein, wo das Licht optimal für die Photosynthese ist, indem sie, wenn es optimal ist,
mehr so nach der Seite schwimmt und keine bestimmte Vorzugsrichtung hat und wenn es zu viel wird,
wieder nach unten schwimmt und das ist jetzt nicht irgendwie was exotisches. Euglena gibt es überall
auf der Welt, gibt es viele verschiedene Arten und bei uns, wenn sie so eine Algenblüte in einem
Presenters
Dr. Sebastian M. Strauch
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
01:14:44 Min
Aufnahmedatum
2014-12-08
Hochgeladen am
2014-12-16 08:42:04
Sprache
de-DE
Ob Menschen eines Tages zum Mars fliegen werden, ist ungewiss. Schon heute aber erforschen Wissenschaftler, inwieweit Pflanzen solche Langzeitmissionen im All unterstützen können – als Nahrungsquellen und als Helfer bei der Aufbereitung von Luft und Wasser. 2017 wird ein Satellit des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) für rund 18 Monate in die Erdumlaufbahn geschossen. Mit an Bord: ein autarkes Gewächshaussystem, konstruiert von Zellbiologen der FAU. Darin werden Tomatensamen keimen und wachsen, Bakterien stellen Dünger aus künstlichem Urin her. Wie aber passen diese Einzeller sich an die verringerte Schwerkraft an? Was ist zu tun, damit die Tomaten nicht frei im Raum schweben? Und wie lässt sich die Luftfeuchtigkeit zuverlässig regulieren? Auf diese und weitere Fragen wird der Vortrag eingehen.